Da ist es endlich – das letzte Rennen der Saison 2016! Danach heißt es nun endlich einmal abschalten, erholen und neue Kraft und Motivation sammeln. Vorher wurde aber noch einmal ordentlich gebolzt.
Nach dem Podersdorfer Triathlon hatte ich nur mehr ein letztes Saisonziel: das 47,4km-Einzelzeitfahren (EZF) rund um den Attersee – den „King of the Lake“ (KOTL). Wie im Jahr zuvor haben die Veranstalter es auch heuer wieder geschafft die Straße rund um den Attersee komplett zu sperren sodass alle Radfahrer unbehelligt in die Pedale treten können. Das Starterfeld konnte sich heuer ebenfalls sehen lassen: insgesamt mehr als 1100 Starter beim 4er-Mannschaftszeitfahren und dem anschließenden Einzelzeitfahren. Dazu Kaliber wie den heurigen RaceAcrossAmerica(RAAM)-Sieger Pierre Bischoff, den 3-maligen RAAM-Sieger und 2-fachen RaceAroundAustria-Sieger und bei beiden Rennen Streckenrekord-Halter Christoph Strasser sowie aktuellen einen der besten Radprofis aus Österreich und exzellenten Zeitfahrer Riccardo Zoidl. Dazu noch Amateur-Weltmeister bei Damen und Herren (Adelheid Schütz und Igor Kopse GEDOPT) und viele, viele andere saustarke Radfahrer. Denn so ein Event gibt es in Europa nicht oft.
Und mittendrin ich. Das ist zwar ein bisschen wie die Faust aufs Auf aber immerhin habe ich es in sogar auch bei meinem ersten Antritt 2014 geschafft nicht letzter zu werden!
Nach Podersdorf habe ich wie geplant Laufen und Schwimmen sein lassen und mich noch für einen letzten Rad-Block motiviert. Das Training verlief diese 3 Wochen durchaus zufriedenstellend und ich habe dabei einige persönliche Streckenrekorde brechen können.
Am Dienstag vor dem KOTL kamen dann aber fatalerweise Rückenschmerzen im unteren Rücken. Anfangs nicht schlimm, nur bei jedem Aufstehen vom Bürosessel und somit Aufrichten des Körpers ein stechender Schmerz. Das wurde die darauffolgenden Tage nicht besser (Von den Nächten ganz zu schweigen – guter Schlaf fühlt sich anders an). Am schlimmsten war dann der Mittwoch, weshalb ich mir dann doch für die Abend- und Nachtruhe ein Aspirin einwarf. Freitag war dann zum Glück ein wirklich erholsamer Ruhetag und bereits Samstag war der Schmerz zwar noch vorhanden aber nur mehr gering und nicht so quälend wie zuvor. Einem Start stand somit aus meiner Sicht nichts mehr im Wege.
Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde bei der Strecke dieses Jahr das Start/Ziel-Gelände zum Hafen Kammer/Schörfling verlegt. Eine ausgezeichnete Idee. Denn hier ist viel mehr Platz fürs drumherum und außerdem verläuft der letzte Kilometer dann schon in Seewalchen + Schörfling wo auch weit mehr Zuseher sind bzw. sich dann nach der letzten Kurve über die Ager noch einmal richtig Gas für den Zielsprint geben lässt.
Pre-Race-Gedanken
Nach einem ersten Kurzbesuch zur Wettkampfbesprechung und Startnummernabholung bin ich nun bereits das 2. Mal heute am Attersee. Natürlich direkt mit dem Rad angereist – der Vorteil des Locals, die 9km Anfahrt angenehmes Aufwärmen. Meine Startzeit ist um 16:17 Uhr und 15 Sekunden, der Wettkampf ist bereits seit gut 3h im Gange, alle 15 Sekunden wird eine StarterIn auf die Runde geschickt.
Die Veranstalter haben mir eine tolle Position beschert: 2min vor mir Adelheid Schütz, 1min vor mir Pierre Bischoff und 45s nach mir Christoph Strasser. Außerdem sollte ich nach meiner Zielankunft nicht lange auf Riccardo Zoidl warten müssen. Besser hätte ichs mir gar nicht wünschen können.
Nachdem mein Trainingsjahr 2016 eigentlich auf Laufen und Schwimmen ausgerichtet war weiß ich nicht wirklich was heute möglich sein könnte. Der Jahresplan ist zwar nicht wirklich aufgegangen, die Radform heuer war aber insgesamt besser als letztes Jahr. Außerdem eben die besagten letzten Wochen wo ich mich am Rad recht gut gefühlt habe. Ziel ist somit bei diesen traumhaften Bedingungen heute (kaum Wind, sonnig, Temperatur allerdings nur ca. 20°C) die 1:18:13 (36,2km/h) von 2015 zu verbessern. Mal sehen was da geht.
Basis wird auf jeden Fall wieder eine gute Renneinteilung sein: auf der ersten, flachen Hälfte zügig düsen, auf der hügeligen 2. Hälfte möglichst wenig an Durchschnittsgeschwindigkeit verlieren.
Go!
Mit kleinem Gang fahre ich von der Startrampe. Schließlich geht es danach gleich einen kleinen Hügel hinauf. Die Zuschauer feuern an und nun denke ich mir entegegen allen Vorüberlegungen: „Gib Gas!“
Auf den ersten 17 Kilometern mache ich genau das: ich drücke. Nicht mit dem allerletzten aber schon mehr als ich vorgehabt hätte. Das hat einen Grund: die 40 am Tacho. 🙂
Diese bleibt wirklich bis kurz nach Steinbach bevor die Durchschnittsgeschwindigkeit dann doch langsam weniger wird. Viel früher noch hat mich bereits Christoph Strasser überholt: nach gut 5 Minuten kurz vor Weyregg rauscht er an mir vorbei. Später als befürchtet, früher als gehofft.
Nach Weissenbach geht es in kleinen Hügeln in der Burgau. Hier merke ich bereits das erste Mal wie die Beine eine Nuance schwerer werden und ich fahre deswegen einen Hauch reduziert hoch. Nach wie vor überraschend ist für mich, dass mich erst so wenige andere überholt haben. Vor dem Anstieg in Unterach halte ich bei 3:13 von überholt zu überholt werden (im Ziel sind es dann 5:15). Man sieht also dass die Startintervalle von 15s noch immer relativ weit auseinander sind und da sicher noch etwas verdichtet werden könnte – zumindest mein subjektiver Eindruck. Vielleicht war es aber auch zu anderen Startzeiten extremer.
Ab Unterach spüre ich nicht nur meine Beine sondern auch das Gesäss. Langsam wird es Zeit dass die vielen kleinen offenen Stellen – erzeugt durchs viele Radeln – mal in Ruhe abheilen können. Der Schnitt bewegt sich nun mehr oder weniger schnell nach unten. Nach Unterach sind es nur mehr 38,5km/h und da wird noch das ein oder andere davon wegkommen, soviel ist sicher.
Die Anstiege in Zell und Nussdorf komme ich ganz gut hoch – jetzt sind nur noch die letzten 3 übrig: Buchberg, Litzlberg und Seewalchen. Das Hinterteil freut sich auch schon auf das Ende, teilweise macht das Sitzen keinen Spaß mehr. Und auch beim Kurbeln ist nun bereits weniger „Punch“ drinnen als noch zu Beginn.
Dann endlich Buchberg: vorher gut runter geschaltet komme ich hier zügig und erstaunlich locker hoch. Die 4s die ich im Vergleich zu meiner Segment-Bestzeit hier langsamer bin kann ich verschmerzen. Dafür kann ich danach gleich wieder gut Druck machen.
Litzlberg verläuft dafür weniger gut. Am großen Kettenblatt versuche ich die kleine Steigung mit Tempo durchzudrücken. Nicht gut. Oben angekommen sind die Beine erstmal leer und ich brauche etwas bis ich wieder auf Tempo komme. (Merke: auch bei kleinen Hügeln runterschalten!)
2km später komme ich die letzte Steigung in Seewalchen wieder etwas besser hinauf, die paar aufgesparten Körner haben sich wieder ausgezahlt. Und nun ist auch fix: ich werde über 37km/h bleiben! Die kleine Abfahrt hinunter zum See nehm ich nicht mit vollem Risiko, denn unten lauert noch die fiese 90°-Kurve über die Ager. Wenn man sich hier zu weit raustragen lässt winkt entweder ein Sturz oder die Disqualifikation (darauf wurde im Racebriefing extra noch mal hingewiesen).
Sehr dosiert fahre ich um die Kurve und beschleunige danach für die letzten 400m noch mal auf Teufel komm raus. Ab der Kurve ist auch wirklich viel Publikum da, das macht noch mal extra Laune! 🙂
Da rauscht schon der Zielkanal heran und und… FINISHED! 1:16:05. YEAH!
Tschüss 2016…
Mit einem Schnitt von 37,3km/h lande ich platzierungsmäßig wie immer irgendwo in der 2. Hälfte des Feldes. Aber das ist ja eh egal. Hauptsache ich konnte meine Geschwindikeit wieder um mehr als 1km/h im vergleich zu den 36,2 letztes Jahr steigern! Das macht in Summe dann auch knapp mehr als 2 Minuten aus.
Sehr zufrieden mache ich mich dann bald nach etwas Zielverpflegung auf den Weg nach Hause um das leichte Frösteln loszuwerden denn schließlich bin ich ja ärmellos im Tria-Zweiteiler gefahren.
Mit einem sehr leiwanden Rennen als Abschluß wars das somit auch für mich mit den Wettkämpfen 2016. Wettläufe werde ich heuer keine mehr machen (Silvesterlauf ausgenommen), das zahlt sich nicht aus und die Form ist sowieso im Keller. Ich freu mich nun schon auf die etwas ruhigere Zeit um vor allem danach in aller Ruhe Grundlage für 2017 aufzubauen. Da wird im Gegensatz zu heuer sehr viel Radfahren dabei sein und ich somit ein noch besserer und schnellerer Triathlet werden. Zumindest hoffe ich das.
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