Andersrad

gleich und doch verschieden

angemeldet, abgesagt, eingesprungen, gefinished – 24h in Grieskirchen

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Planung sieht definitiv anders aus als meine Teilnahme im 4er-Team beim 24h-Rennen in Grieskirchen.

Ursprünglich war ich Teil des 4er-Teams mit Organisator Dominique, Mäx und Robert und seit Jänner mit angemeldet. Da ich dann aber rund um Ostern im März mental nicht auf der Höhe war und in meinem Wettkampfkalender Abstriche machen musste um mir selbst Druck rauszunehmen sagte ich den Jungs – sofern sie jemand anderen finden – ab. Sie fanden zum Glück recht schnell jemand anderen und mit Anfang April war das Thema für mich eigentlich erledigt.

Bis zum Donnerstag 2 Tage vor dem Rennen als mir Mäx eine WhatsApp-Nachricht schrieb ob ich nicht doch wieder einspringen kann da mein Ersatzfahrer ausfällt.

Ok, 3 Stunden Nachdenken und mit daheim abklären später entschied ich mich dann doch dazu mitzumachen – vollkommen ohne Plan was auf mich zukommt und mit einem leichten Anflug von Panik. Schließlich war ich in den letzten 3 Monaten gerade mal 800km insgesamt am Rad gesessen und somit nicht wirklich trainiert (ok, laufen war ich doch regelmäßig, ist aber nicht dasselbe).

Noch dazu mit dem ganzen Trubel rund um den Vöckla-Ufer-Lauf wo ich den Großteil vom Freitag beschäftigt war (und natürlich auch mitgelaufen bin), blieb nur Freitag spätabends Zeit alles zusammenzupacken und vorzubereiten was ich eventuell brauchen könnte.

Samstag morgens kurz nach 8 Uhr war ich denn der letzte der in unserem Fahrerlager in Grieskirchen ankam, mit einem Bollerwagen mit einer großen Kiste voller Essen Werkzeug, Matte, Liege und einer Sporttasche voll Radbekleidung – und natürlich meinem seit Jänner neuen Rad, dem Orbea Orca Aero (kurz: Ornella 😉 ) das seine Wettkampf-Jungfernfahrt bestreiten sollte.

Der Start war dann um 11:45 und wir hatten rechtzeitig vorher ausgelost in welcher Reihenfolge wir die 24 Stunden bestreiten wollten: Dominique beginnt (er war der einzige der schon mal dabei war), dann komme ich, dann Mäx und Robert. Abgesehen vom Start wo Dominique 2 Runden am Stück fahren musste (war so vorgeschrieben) wollten wir jede Runde (21,km) wechseln.

Der Wechselbereich ist ja recht gut organisiert, man muß lediglich den Transponder-Chip, der in einer leeren Trinkflasche ist, immer weitergeben. Ankommende und wartende Fahrer sind durch Gitter sauber voneinander getrennt.

Nach einem kurzen Einfahren warte ich also auf Dominique. Die Übergabe klappt ohne Probleme und es geht auf meine erste Runde. Natürlich denke ich nicht viel daran dass noch mehrere Runden auf mich warten und trete gleich einmal ordentlich in die Pedale um mich am besten gleich direkt an andere Team-Fahrer im Windschatten anzuhängen (an Einzelfahrer gilt als verpönt).

Nach 10min und mit einer durchschnittlichen Leistung von über 240W – also über meiner FTP von vor 4 Monaten(!) – derzeit wohl um einiges geringer – frage ich mich auf was ich mich da wohl eingelassen habe, wieso ich wie ein Irrer unterwegs bin und ob nicht hoffentlich bald schon wieder die Wechselzone kommt.

Die ist allerdings erst nach 35min da – die Leistung hat bis dahin etwas nachgelassen, ist aber mit ca. 210W noch immer recht hoch und ich übergebe an Mäx. Uff. Ich sags gleich: so schnell war ich auf keiner meiner folgenden Runden mehr!

Allerdings war ich dabei nicht allein, die meisten sind zu Beginn am schnellsten – danach gilt es ein gutes Tempo zu finden.

Nach und nach beginnt es sich einzuspielen: nach jedem Turn einmal umziehen, was essen und trinken, bisschen ausrasten bevor es dann eh bald schon wieder weitergeht. Es sind ja nur ca. 1:40 – 1:45h bis man wieder losfährt. Die gehen schnell vorüber.

Am Samstag nachmittag drückt die Sonne und Hitze ordentlich bevor dann kurz vor 20 Uhr die Welt untergeht. Der vorauseilende Sturm fegt beinahe unser UASC-Zelt weg – Mäx und ich (Robert fährt gerade und Dominique wartet beim Wechsel) können es nur mit Mühe festhalten und sichern. Auch nachdem Robert dazukommt wird es nicht einfacher: hinzu kommt ein sintflutartiger Regenguss und sinnvollerweise wird das Rennen unterbrochen. Dominique hat Glück und wird mit ca. 50 anderen auf der Strecke bei einem Bauernhof zum Unterstand gezwungen (gerade noch vor dem Regen), die angefangene Runde dann aber nachträglich annuliert.

Mehr als 2 Stunden ist das Rennen unterbrochen bevor es um 22:15 Uhr wieder mit einem Massenstart weitergeht – mittendrin dabei: ich. Kurz nach dem Start im Zentrum Grieskirchen stürzt knapp vor mir ein Fahrer, ich kann aber ausweichen. Die erste Nachtrunde verläuft recht gut: es bildet sich nach und nach ein ca. 15 FahrerInnen-große Gruppe. Der Boden ist zum Großteil bereits wieder trocken. Man muss nur in der Gruppe konzentriert bleiben dass nichts passiert. (Und gleichzeitig hoffen von den verschiedenst blinkenden Rücklichtern keinen Augenkrebs zu bekommen)

In der Nacht ist es an und für sich recht angenehm zu fahren – wenn auch ich bei den folgenden Runden ziemlich alleine bin. Bei der letzten Rund so gegen 3:30 Uhr kommt dann nochmal ab Bad Schallerbach Regen und ein ziemlich starker Gegenwind auf der mich auf diesem Stück nahezu killt. Zum Glück nimmt mich auf den letzten 3km ein anderer im Windschatten mit. Aber mit 46min ist das meine eindeutig schlechteste Runde.

Zu mehr als 15 Minuten Schlaf komme ich dazwischen nicht – und es fühlt sich auch nach wie vor „gut“ an, zumindest von der Müdigkeit her. Der Körper ist aber schon etwas leerer.

Am Vormittag werden die letzten 3 Runden schon ziemlich anstrengend, ich finde aber immer wieder gute Gruppen wo ich mich anhängen kann oder auch mit den anderen gut kreiseln kann. Besonders auf der letzten Runde ziehen ein anderer Fahrer und ich uns im 30s-Rhythmus den Großteil der Runde gegenseitig ins Ziel bevor ich ein letztes Mal übergebe.

Geschafft!

Am Ende bin ich von den Beinen her schon ziemlich geschlaucht und bin froh alles zusammenpacken zu können. Wir haben uns auch nicht schlecht geschlagen: wir werden 7. von 25 Teams mit 36 Runden (ich fuhr 9 davon).

Die Heimfahrt war an der Grenze, aber mit Energydrink und Cola schaffbar bevor ich nach einer Dusche mich für 3h am Nachmittag hinlege und danach nochmal eine ganze Stunde brauche um wieder ansprechbar zu sein.

Das Gesamt-Erlebnis war aber genial: das Team hat super zusammengehalten und es gab nie schlechte Stimmung bei uns! Auch wenn die anderen eine Spur schneller waren als ich (ca. 37 vs 39min) waren wir doch recht gleichmäßig unterwegs.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke bekomme ich fast schon wieder Lust es nocheinmal zu machen… 😉

 

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