Nach fast 5 Jahren seit meinem letzten erfolgreichen Marathon und 3 Jahre nach dem letzten Marathonversuch wollte ich es wieder probieren – dieses Mal in Bad Füssing (D) beim Johannesbad-Thermen-Marathon.
Nach dem letztjährig winterlichen Ausfall bedingt durch das Läuferknie hatte ich dieses Mal keinerlei Beschwerden und außerdem seit Oktober ein Ziel vor Augen – die Langdistanz in Podersdorf.
Da diese allerdings erst Ende August ist galt es davor noch andere Subziele zu finden um das Training abwechslungsreicher zu gestalten und einen Fokus zu haben. Und auch meine Psyche für den abschließenden Marathon zu beruhigen wollte ich einen einzelnen Marathon machen. Vorzugsweise auch mit persönlicher Bestzeit – die alte steht ja bei 3:41:28 – also mit durchaus einiger Luft nach oben.
Deswegen stand von Oktober bis jetzt Anfang Februar vorrangig Lauftraining am Programm. Zusätzlich natürlich noch Schwimmen, Stabi, Krafttraining und Ausgleich (Beweglichkeit, Blackroll, Faszientraining, Yoga). Aber kein relativ zeitaufwendiges Radfahren. Das hebe ich mir für ab Ende Februar auf – dann habe ich immer noch fast ein halbes Jahr um ausreichend vorbereitet zu sein.
Das Training
Vorwiegend stand ab Mitte Oktober Grundlagentraining am Programm: Dauerläufe und über November aufbauend vor allem der nach und nach längere werdende Lauf am Wochenende. Dazu natürlich unterschiedliche Intervalle von 1-4km und ebenso länger werdende Tempodauerläufe im gedachten Marathontempo von ca 4:50min/km.
Leider bin ich seit Mitte Dezember und der darauf folgenden Feiertage etwas aus dem Tritt gekommen und habe nicht ganz so konsequent trainiert wie ich wollte. Besonders bei den langen Läufen kam ich zwar auf 30km, aber trotz langsamem Tempo war ich am Ende doch immer relativ k.o. und auf 35km kam ich gar nicht. An Endbeschleunigungen war dabei kaum zu denken bzw. gelang mir nur teilweise.
Trotzdem kamen im Jänner dann doch zum ersten Mal in meinem Läuferleben mehr als 300km im Monat zusammen, eine ebenso erstmalige 100km-Woche inklusive.
Doch wenn ich mit dem Training von 2016 vergleiche war ich doch um einiges langsamer unterwegs, egal bei welcher Art von Lauftraining. Doch die Ausdauer-Grundlage sollte prinzipiell stimmen.
Tapering
Auch die letzten beiden Tapering-Wochen verliefen prinzipiell gut. Nach einem 16km-TDL im Marathon-Tempo reduzierte ich die Umfänge, behielt die Marathon-Intensität und auch der letzte 25er am letzten Sonntag war durchaus brauchbar und optimistisch stimmend.
In der letzten Woche reduzierte ich dann noch mal und hatte Freitag und Samstag auch noch 2 Ruhetage (wollte zwar kurz 10-20min am Samstag laufen gehen, ging sich aber zeitlich nicht aus) – gepaart mit Carboloading und viel Schlaf sollte die Form zwar nicht als Höchstform, aber doch marathontauglich da sein.
Nur die Wettkampfstimmung stellte sich nicht ein. Erst am Vorabend beim ins Bett legen kam Nervosität auf „oh, morgen laufe ich einen Marathon“.
Wettkampftag
Gemeinsam mit Laufkollegen Wolfgang mit dem ich auch 2 Longjogs in der Vorbereitung gemeinsam absolviert hatte fuhr ich Sonntag morgen nach Bad Füssing – in der Nacht hatte es einige cm Neuschnee gegeben und es schneite weiterhin feuchten Schnee, denn es hatte knapp über 0°C.
Schon beim Weg vom Auto zum Start-Ziel-Bereich, der praktischerweise in der Therme ist (freier Eintritt für StarterInnen inklusive!) war klar dass das heute kein Zuckerschlecken wird – sehr matschig und darunter auch teilweise recht glatt. Der Schneefall ging langsam in Schneeregen über.
Startschuß
Da ich immer zu schnell starte wollte ich es dieses Mal langsamer angehen um vielleicht in der 2. Hälfte mal schneller zu sein. Deswegen hing ich mich an den 3:30h-Zugläufer an um mit ca 5:00min/km nicht zu Beginn zu überpacen.
Die Füße waren innerhalb kurzer Zeit bereits feucht – einerseits durch den Schneematsch in den man selber trat, andererseits durch die NebenläuferInnen die mit ihren Schritten einen ebenfalls anspritzten. Und eine kleine Ladung Schneematsch hatte auch noch freundlicherweise ein Busfahrer beigetragen der sehr knapp am Straßenrand fuhr.
So ganz leicht ging mir das Tempo nicht von der Hand – äh vom Fuß. Das müsste wesentlich lockerer sein und nach 2 Kilometern spürte ich auch ein leichtes Seitenstechen, das aber dann wieder verging.
Erste Anzeichen
Nach 8 Kilometern kam es allerdings wieder – diesmal aber so heftig dass ich mir nicht sicher war noch einen Kilometer weiterlaufen zu können. Ich reduzierte das Tempo und musste den Tempomacher (der btw aber auch etwas zu schnell für sein Zieltempo lief) und die mitlaufende Gruppe ziehen lassen.
Immerhin half die Tempodrosselung und die Beschwerden ließen nach – nicht aber eine allgemeine Grundmüdigkeit und Schlappheit. Schon beim ersten Start-Zieldurchlauf (es sind 2 mal abwechselnd 2 unterschiedliche Runden zu laufen, sodaß man nach dem Start insgesamt 4 Mal wieder im Start-Ziel-Bereich vorbeikommt) wäre ich am liebsten stehen geblieben und ausgestiegen.
Entscheidungsqual
Sollte ich nach Salzburg wieder das „Abenteuer Marathon“ abblasen?
Es wurde nicht besser und der Gedanke mich noch weitere 30km durch den mittlerweile kalten Regen zu kämpfen war auch nicht sehr verlockend. Deswegen fällte ich nach ca 12km dann doch die Entscheidung beim nächsten Zieldurchlauf abzubrechen. Es machte einfach keinen Sinn und Spaß schon gar nicht mit gefühlt 10% der Leistungsfähigkeit dahinzugurken. Selbst als ich wusste nur mehr ein paar Kilometer laufen zu müssen konnte ich das Tempo nicht mehr wirklich anziehen. Mein letztes Ziel war nur noch zumindest unter 1:45h zu bleiben. Mit Ach und Krach und mit dem besten Kilometer von gerade mal 4:50min/km(!) schlurfte ich dann doch noch nach 1:44:19 ins Zielzelt und zur Verpflegung.
Auch wenn ich mich danach recht bald wieder etwas besser fühlte, wirklich gut fühlte ich mich nicht. Immerhin konnte ich nun noch – auf Wolfgang wartend – die Therme etwas ausnutzen und mich wieder richtig aufwärmen.
Was bleibt?
Ein Eintrag in der Halbmarathon-Ergebnisliste (wieder einmal) und heute – am Tag danach – Kopfschmerzen und eine allgemeine Schlappheit/Müdigkeit wie wenn ich den ganzen Marathon gelaufen wäre.
Vielleicht ist es wieder so ein kleiner Infekt wie in Salzburg gewesen, der mir dieses Mal die Körner geraubt hat. Vom Ruhepuls her war es leider nicht zu sehen. Aber das nützt mir auch nichts – wieder kein Marathon.
Doch wie heißt es so schön im Theater: „auf eine mißglückte Generalprobe folgt eine gelungene Premiere“ – und genau das gilt es nun auch. Der Psycho-Aufheller Marathon ist für die Langdistanz nicht geglückt, zwingend notwendig ist er aber auch nicht. Jetzt gilt es erstmal mich auszukurieren und dann wieder weiter aufzubauen. Die läuferische Ausdauer-Grundlage ist ja sicher da, ganz umsonst war es sicher nicht und das Leben geht weiter. Gut so.
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