Andersrad

gleich und doch verschieden

halbes Eisenschaf in Obertrum – Laufen + Analyse

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Das abschließende Laufen – Krönung jedes Triathlons, denn während bei den beiden anderen Disziplinen alles noch halbwegs planbar ist können hier zwischen Plan und Wirklichkeit Welten liegen. So auch bei mir in Obertrum.

Laufstrecke: 4 Runden, dabei 3 mal am Ziel vorbei, insgesamt 145Hm

Laufstrecke: 4 Runden, dabei 3 mal am Ziel vorbei, insgesamt 145Hm

Die Laufstrecke besteht aus insgesamt 4 Runden, wobei man gegen Ende jeder Runde schon Richtung Ziel einbiegt, jedoch keine 20m davor noch einmal wendet bevor es dann wieder raus geht. Die Strecke fühlt sich zwar relativ flach an, in Summe kommen jedoch schon so an die 120 Höhenmeter (lt. meiner Garmin waren es 145) zusammen.

Die ersten beiden Disziplinen liefen ja durchaus brauchbar und ich liege voll in meinem (Optimal-)Plan! Ich fühle zwar doch schon vor allem das Radfahren in den Beinen, aber die ersten Meter gehen gut weg. Keinerlei schwammiges Gefühl beim Laufen. Die Koppeleinheiten haben also gewirkt sehr gut. 🙂

Am Rad habe ich mir noch gedacht „wieder schön konservativ angehen, ein Halbmarathon kann sich ganz schön ziehen. Lieber anfangs Zeit herschenken als am Ende massig verlieren und deswegen eher mit 5:10 bis 5:20 min/km weglaufen“. Den ersten Kilometer laufe ich in 4:55min/km an. Damn. Dabei habe ich eh schon versucht mich einzubremsen.

Kurz darauf beginnt auch schon der vor allem mental härteste Teil der Laufstrecke: es geht an der Radstrecke entlang Richtung Süden bis zum Wendepunkt: kein Schatten, pralle Sonne, leicht bergauf, kaum bis gar keine Zuschauer und 1km lang schnurgerade. Am Rückweg dann dafür bisschen Gegenwind. Zach. Und das schon in der ersten Runde. Wenn ich mir vorstelle dass ich das noch 3 Mal machen muß…

Es sind jetzt auch sehr viele LäuferInnen unterwegs. Einerseits noch die letzten Kurzdistanzler, und auch die schnellsten Herren und Damen sind immerhin noch nicht im Ziel. Der Laufkurs ist also sehr belebt. Die Veranstalter haben zum Glück der Hitze Rechnung getragen: es gibt neben den beiden regulären Labestationen mit Wasser, Iso, Red Bull und Cola sowie Bananen auch noch 2 reine Wasserstellen (wo es auch Schwämme gibt) bzw. auch noch 2 weitere Stellen wo man mit dem Schlauch abgespritzt werden kann. Schon auf der ersten Runde lerne ich das zu genießen und habe auch das Gefühl dass es nach erfolgter Abkühlung gleich wieder besser geht.

Nach dem (zu) schnellen Anfangstempo wird es besser: 5:09, 5:06. Danach beginne ich aber bei den Labestationen nicht durchzulaufen sondern zumindest ein paar Schritte zu gehen um mich so besser erfrischen zu können – das schlägt sich auch auf die Pace nieder: 5:28, 5:40 (inkl. Pinkelpause), 5:32, 5:26, 5:23. Das Tempo finde ich ok, aber es zehrt. Die Beine werden schwerer. Nach 10km (Laufzeit bis dahin knapp unter 54 Minuten) bin ich schon schwer angeschlagen. Der Mund fühlt sich von den Gels vom Rad noch immer so verpickt an, dass obwohl ich 2 weitere Gels mit habe keines mehr nehmen will. Außerdem grummelt es ganz leicht im Magen. Auch ein Grund dafür nur auf Isos und Wasser zu setzen.

Auf meiner dritten Runde dünnt es sich langsam aus und es werden immer weniger Läufer. Gleichzeitig werde ich auch immer langsamer und werde nach und nach überlaufen. Km 11 ist mein erster über 6 Minuten, bei km 12 bäume ich mich noch kurz mit 5:56min/km auf, es sollte der letzte unter 6 Minuten sein. Immer mehr und mehr sehne ich mich danach mit den Leuten beim Eissalon im Schanigarten tauschen zu wollen bzw. würde es nicht abschlagen wenn es mir einer anbieten würde.

Die Gerade des Grauens überstehe ich auf der dritten Runde noch irgendwie. Ich schleppe mich nur mehr von Labestation zu Labestation. Doch dazwischen verbiete ich es mir zu gehen. Auch wenn man dabei nicht mehr von Laufen reden kann. 6:26, 6:24, 6:36, aber die letzte Runde ist bereits angebrochen. Frische Kräfte kann ich jedoch keine mehr mobilisieren. Mehr als eine 6:07 am 19. km ist nicht mehr drinnen. Gesamtzeit-rechnen habe ich auch bereits vor der Hälfte des Halbmarathons aufgegeben. Bringt ja eh nichts. Weil schneller kann ich nicht.

Irgendwie geht es dann doch zum letzten Mal auf die Zielgerade und diesmal muss ich (endlich) nicht wieder umdrehen. Die letzten Schritte, die kleine Rampe hinauf und dann ist es soweit. YEEEEAAAAAAHHHHH!!!!

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2 zufriedene Finisher…

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…mit dem verdienten Finishershirt

Kein Laufschritt ist mehr nötig. Das war es wert! Und wie geil ist das jetzt es geschafft zu haben! Nach einer kurzen Verschnaufpause trotte ich gleich weiter zur Zielverpflegung und stopfe mich mit Orangenscheiben (super erfrischend, sehr gute Orga-Idee!), Toast, Kuchen und Iso voll. Nach einer Viertelstunde bin ich dadurch sogar wieder ziemlich gut bei Kräften und treffe auch Franz (@franzwolkow) der auch schon vor kurzem ins Ziel gekommen ist. Gemütlich plaudernd holen wir uns das Finisher-Shirt, Franz‘ Frau macht für uns den Papparazzi und gemeinsam geht es dann auch schon wieder zum Auschecken zur Wechselzone.

Fazit: Ein wirklich toller Wettkampf, da gibts nichts zu meckern – außer vielleicht dass in der Ziellabe manches schon ausgegangen ist, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein… 🙂

 Analyse

Meine Finisher-Zeit: 5:35:49. Gesamt-Platz 209. Durchaus respektabel für meine erste Mitteldistanz. Und gar nicht so weit von meinem erhofften Optimum weg. Auf der Laufstrecke (242. Laufzeit) habe ich also gerade einmal 4 Positionen eingebüsst – anscheinend habe ich doch auch genügend andere auf der ersten Hälfte überholt um die Platzierung zu halten. Hätte ich nicht gedacht.

Gut zu wissen, denn insgesamt sind doch ein paar Dinge dabei gewesen die nicht so gut gelaufen sind und aus denen ich fürs erste Mal lernen kann:

  1. Ernährung: das war wohl mein größter Fehler. Erstens habe ich auf der Radstrecke zu wenig zu mir genommen und dann zweitens auf der Laufstrecke gar nichts mehr. Das war meines Erachtens wohl der Hauptgrund warum ich dann so eingebrochen bin. Vielleicht sollte ich vor Zell/See auch noch mit verschiedenen anderen Gel-Herstellern experimentieren, nur allein deswegen um im Wettkampf dann auch noch Abwechslung haben zu können
  2. Radfahren überpaced: weil es so gut gelaufen ist habe ich gedrückt bis zum geht-nicht-mehr und vor allem auf dem letzten Stück bis zur Wechselzone mich noch in relativ sinnlosen Positionskämpfen verstrickt – da wäre es besser gewesen noch am Rad auszulockern
  3. zu wenig lange Koppelläufe: Koppeln selber funktioniert super und habe ich auch oft trainiert – somit hatte ich gleich von der Wechselzone weg ein relativ gutes Laufgefühl. Allerdings habe ich im Training bis auf ein Mal nie länger als 5km nach dem Radfahren gekoppelt, ergo konnte ich auch nicht ausreichend die Ernährung testen, womit wir wieder bei Punkt 1 wären.
  4. meine Schaltungs-Entfaltung am Rad war grenzwertig – für Obertrum hat es ausgereicht, für Zell/See werde ich zu wenige Rettungsringe für den Hochkönig haben, das muss ich unbedingt noch umbauen lassen
  5. dass ich beim Schwimmen heuer mich nicht ganz so viel verbessert habe wie ich gerne gehabt hätte gefällt mir nicht – die Umfänge waren für meine Verhältnisse in Ordnung, nur die Technik hat sich wohl leider nicht so toll weiterentwickelt. Deswegen muss im Herbst/Winter wieder ein Kraulkurs her, damit hier mehr passiert.
  6. Socken in den Laufschuhen: nachdem durch die Duschen auf der Laufstrecke das Wasser in den Schuhen fröhlich hin- und hergeschwappt ist wären sie diesmal wohl nicht unbedingt nötig gewesen und ein paar nicht so schlimme Blasen hatte ich auch – wer weiß allerdings wie die sonst ausgesehen hätten…
  7. bis zum nächsten Mal muß ich unbedingt einmal die Schuh-Fixierung am Rad mit den Gummis testen. Bis jetzt waren die Schuhe immer schon am Rad drauf, aber konnten sich drehen wie sie wollen – das braucht meist bisschen bis ich dann richtig drinnen bin

Ein paar Punkte sind auch gut gelaufen und muss ich mir fürs nächste Mal merken:

  1. Schwimmen lief durchaus solide: schnell in den Rhythmus gekommen, nicht anfangs überpaced und soweit es ging immer wen gefunden an den ich mich anhängen konnte. Gegen Ende zwar teilweise etwas nach links in stille Gewässer abgedriftet, aber ansonsten war ich auch ziemlich „linear“ unterwegs
  2. Wechsel: waren diesmal nicht die allerschnellsten, aber zielgerichtet und solide. Jeder Handgriff hat gesessen.
  3. Radabstieg: ich habe aufgepasst und im Gegensatz zu Linz und dem Steeltownman beim Absteigen KEINEN Schuh verloren 🙂
  4. Am Berg war ich am Rad echt gut unterwegs, die Höhenmeter im Training wirken sich also doch aus. Verstärkt Abfahrten werde ich aber trotzdem nicht trainieren, mein Leben ist mir lieber als die paar Sekunden.
  5. Laufen nach dem Radfahren geht immer sehr gut los, Koppeleinheiten wirken (anfangs). Pace finde ich meist von selber relativ schnell.
  6. Ernährungsplan war gut und wichtig – nur dranhalten wäre halt auch toll.
  7. Muskulär war alles top! Nur kleines Ziehen hie und da beim Laufen und vor allem hinterher nullkommanull Probleme. Weder beim Heimradeln (schön locker) noch in den Folgetagen das kleinste Wehwehchen. Ich war zwar bisschen müde, aber das war auch schon alles. Bin ich also doch zu langsam gewesen… 😉

 

Gesamtfazit: Die Mitteldistanz kann schon was, Obertrum war die Reise absolut wert und ich denke ich werde nächstes Jahr wohl wiederkommen! Doch jetzt geht der Fokus eindeutig auf den noch bisschen höheren Höhepunkt – den Ironman 70.3 Zell/See Ende August. Immerhin weiß ich ja jetzt schon was auf mich bei einer Mitteldistanz zukommt und zeitmäßig ist glaube ich noch etwas drinnen…

 

Hier sind noch die weiteren Blogposts zum Trumer Tri:

Teil 1 – Vorbereitung am Wettkampftag, Ziele und Strategie
Teil 2 – Schwimmen und Radfahren

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