Zum zweiten Mal war ich beim King of the Lake dabei – einem Einzelzeitfahren von 47,2km rund um den Attersee. Zum ersten Mal war die Straße für den Straßenverkehr gesperrt!
Ziemlich beeindruckend, vor allem da ich ja von der Organisation einiges mitbekommen habe, da meine Firma mitinvolviert war. So eine Straßensperre ist kein kleines Ding und ein EZF in einer solchen Länge kommt auch nicht oft vor (außer bei einem Triathlon 😉 )
Hinsichtlich meiner eigenen Form war ich eher skeptisch. Seit dem Obertrumer Triathlon habe ich gerade einmal ca. 320km auf Olympe zugebracht. Mit bike2work habe ich zwar schon noch ein paar Zusatzkilometer zusammengebracht, aber richtige Ausfahrten waren insgesamt eher rar. Und eine zusätzliche 90km-Wettkampffahrt ist mir auch unfreiwillig abhandengekommen…
Deswegen und auch aus vorhandener Wettkampfmüdigkeit war ich fast schon soweit meinen Start abzusagen und den Startplatz zurückzugeben. Nachfrage danach wäre vorhanden gewesen.
Aber nein, so leicht wird nicht gekniffen! Und da das Wetter und die zugehörigen Prognosen ein paar Tage davor doch recht gut aussahen, dass es trocken bleiben würde, wollte ich dann doch auch fahren. Vor allem auch um einen Vergleich zum Vorjahr ziehen zu können. Es ist zwar nicht ganz direkt vergleichbar, da ich im Vorjahr erst knapp 2 Monate im Besitz eines Zeitfahrrads (und vor allem KEIN Rennrad mein eigen nenne) war. Aber die Trainingsumfänge waren nicht ganz so unterschiedlich.
Nachdem das also geklärt ist bin ich am Renntag ca. eine dreiviertel Stunde vor meiner Startzeit (EZF = individuelle Startzeiten!) in Seewalchen angekommen. Die 9km-Anfahrt habe ich dabei wie üblich gleich als Aufwärmprogramm genutzt. 😉
Im Start-Ziel-Bereich herrscht einiges Gewusel – das Rennen ist schließlich schon ein paar Stunden im Gange – und nach kurzer Verwirrung meinerseits finde ich dann doch die Startnummern- und Zeitchipausgabe. Eigentlich ganz offensichtlich wo das ist, aber wenn man nicht genau schaut…
Der Zeitchip muss mittels Kabelbinder an der vorderen Gabel montiert werden – und ich Genie schaffe es eine Speiche vom Vorderrad gleich mitzufixieren. Da ich kein Werkzeug mithabe trage ich das Rad zur Chipausgabe und bin froh dass dort ein Stanley-Messer verfügbar ist. Nach ein paar blöden Kommentaren – selbst verschuldet natürlich 😉 – sitzt dann der Chip richtig und das Vorderrad kann sich auch drehen.
Schnell noch ein Gel eingeworfen und dann reihe ich mich schon in die Schlange der Starter ein. Zeit wäre zwar noch genug, aber lieber nichts riskieren. Bei einem anderen Starter kurz vor mir ist das nämlich schief gegangen. Der kam erst 2 Minuten nach seiner Startzeit zum Start. Aus. Nix da. Keine Starterlaubnis. Kann ich verstehen, denn sowas würde ja den ganzen Zeitplan über den Haufen werfen und die Straßensperre geht auch nur bis zu einer gewissen Uhrzeit. Wäre blöd wenn ein späterer Starter (und hinten sind die richtig richtig guten!) im wieder vorhandenen Verkehr fahren müsste!
Ab gehts
So, endlich stehe ich auf der Startrampe und diesmal passiert es mir beim Wegfahren auch nicht wie letztes Jahr, dass mein Pedal beim Runterfahren den Boden touchiert und ich beinahe stürze… Ab gehts nun!
Neu ist heuer auch, dass es von der Rampe gleich richtig los geht, dh die Strecke ist insgesamt ca. 1,2km länger geworden. Mein Ziel ist die Vorjahreszeit (1:19:14, 34,8km/h) zu unterbieten (trotz längerer Strecke).
Die ersten Kilometer gebe ich gleich einmal Gas, schließlich ist das der eher flachere Teil. In Steinbach bin ich somit beim einem Schnitt von über 38km/h! Gar nicht so übel für mich! Doch ab nun weiß ich geht es nur mehr bergab. Mit dem Schnitt, nicht die Strecke. Da heißt es möglichst langsam sterben und vor allem noch ein paar Körner für die letzten 3 Steigungen in Buchberg (kurzer Gifthügel mit 15%), Litzlberg und Seewalchen aufheben. Denn genau dort habe ich letztes Jahr meinen 35er-Schnitt versaut.
Natürlich gehöre ich eher zu den langsameren im Feld, deswegen überholen mich immer wieder mal andere Fahrer – insgesamt 10, davon aber fast alle am Zeitfahrrad und nur 1 oder 2 mit dem Rennrad (es gibt eigene Klassen und von der Einteilung her war es abwechselnd RR/EZF-Rad), ich kann sogar auch 2 Rennräder überholen! 🙂
Die lange Steigung in Unterach geht relativ gut zu fahren und der Gesamtschnitt ist nach der Abfahrt noch immer über 37km/h bevor nach und nach bei weiteren Steigungen sich die Zehntel verabschieden. In Nussdorf quäle ich mich schon etwas müde hinauf, doch die Fanzone und die anfeuernden Menschen setzen noch mal ein paar Kräfte für die verbliebenen nicht mal mehr 10km frei.
Ein Lächeln für die Zuseher kann ich mir auch noch abringen. Das mache ich eigentlich immer, wenn wer am Rand steht und anfeuert. Das ist ja schließlich keine Selbstverständlichkeit. Und mehr als ein Lächeln, thumbs-up, abklatschen (eher beim Laufen) oder ähnliches kann ich halt leider nicht zurückgeben. Mich freut jedenfalls jede Anfeuerung. Auch wenn offensichtliche Lügen dabei sind („gut schaust du aus“).
So, Nussdorf ist hinter mir, Attersee auch. Nun geht es nach Buchberg. Zu diesem superfiesen kleinen Hügel, der mit seinen 15% auf 100m das Laktat in die Muskeln pumpt und dafür sorgt dass man nur noch hinfallen und sterben möchte. Zu meinem Glück hat sich auch hier ein Zuschauer herverirrt und läuft sogar die Steigung neben mir her und schreit mich förmlich hinauf. Ein ganz ganz herzliches Danke an Mr. Unbekannt!
Danach ist es relativ schnell vorbei und ich verliere kaum mehr Zeit auf den letzten Hügeln. Kraftmässig entleert fahre ich dann in 1:18:13 über die Ziellinie. Yeah! Endlich! Die Wettkampfsaison 2015 ist in diesem Moment beendet.
Die Uhr zeigt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 36,2km/h an – somit also um fast 1,5km/h verbessert. Platzierungsmässig bin ich wie erwartet eher im hinteren Feld zu finden (50. von 58 AK, 209. von 290 Männern), aber das ist ja egal.
Was bleibt?
Wieder eine lässige Veranstaltung. Toll organisiert (zumindest als ich zum Start war, habe auch gegenteiliges gehört), freie Strecke, alle möglichen Abzweigungen von Feuerwehr und anderen sehr gut abgesperrt, immer wieder vorbeifahrende Mototräder mit Sheriffs, tolle Strecke.
Nur die Sonne hätte sich noch zeigen können und die Zielverpflegung war auch nicht so toll. Aber Verbesserungspotenzial gibt es ja immer.
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